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MDRW präsentiert das neue MDR JUMP

Heute war ich beruflich bei der Präsentation von MDRW zum neuen MDR JUMP in Leipzig im Westin. Mein Fazit: Hätte es genau dieses fünfminütige kleine Demo, dass wir Werbetreibende lauschen durften, bereits am ersten Sendetag auf ihrer Webseite gegeben, wären sie damals gegenüber ihrer Hörerschaft ein ganzes Stück weiter gewesen. Kurz und knapp wird das neue Konzept vorgestellt mit Zielrichtung und Inhalt.

Danke für die Ehrlichkeit
Gut, unter der Intention „informativer, regionaler, erwachsener, verbindlicher“ kann ich mir leider immer noch nicht ganz etwas darunter vorstellen. Aber sie hätten ihren Stammhörern nicht vollkommen vor den Kopf gestoßen. Und, selbst Programmmacher Urlich Manitz hat dann auch eingeräumt: Das hätten sie etwas verpasst. Danke für dieses Eingeständnis, das machen heute nicht viele. An solch einer Landing Page hätte wohl man auch gearbeitet, nachdem es derartige Kritik auf Facebook gab – als diese fertig war, hatte sich jedoch alles ein wenig gelegt, sodass man diese nicht scharf geschalten hätte.

Gesucht oder gefunden: Das Alleinstellungsmerkmal
Nun gut. Inwieweit mir oder der Hörerschaft das neue Programm gefällt oder nicht, gilt es für mich nicht zu beurteilen. Auch beide Morningshow-Moderatoren Sarah von Neuburg und Lars-Christian Karde kommen sympathisch und authentisch daher. Aber genau das ist es nicht, worum es hier geht. Mein Mittelpunkt ist allein die strategische Ausrichtung des Senders. Ihr Konzept. Die Mission von MDR JUMP: „sich abheben von der Masse“. Sie wollen etwas ganz anders machen als der Wettbewerb – sie nannten PSR, SAW. Im gleichen Atemzug antworten sie jedoch auf die Frage nach belegbaren Hörerzahlen, dass diese Radiosender auch schon viel länger Zeit hatten, sich zu etablieren, dass diese viel länger schon regional unterwegs sind. Ja, da passen die zwei Aussagen nicht so zueinander. Denn genau diese Regionalität benennt MDR JUMP als Alleinstellungsmerkmal. Giftige Stimmen könnten hier behaupten: „Wat regional? Die beiden Morningshow-Moderatoren kommen schon mal aus Hessen.“ „Infotainment“ war zudem das Stichwort. Aber etwas vollkommen Neues ist das alles nicht.

Anvisierte Zielgruppe
Sie wollen an die Zielgruppe 20- bis 49-Jährigen und im Speziellen an die um die 35-Jährigen. Dieser Bereich würde laut Studie von keinem der Radiosender abgedeckt werden. Dies sind alles nachvollziehbare Beweggründe. Als Strategischer Berater kann ich diesem nur Recht geben. Doch in der Schlussfolgerung aus der Studie selbst und der Intention „sich von der Masse abheben“ sehe ich die Weiterführung des Konzeptes nicht schlüssig genug. Am Ende ist es doch nicht DAS NEUE SENDERKONZEPT, sondern eine notwendige Konsequenz im Vergleich zur Senderkonkurrenz, im Vergleich zum eigenen weiteren Inhousesender SPUTNIK, der die selbe Zielgruppe anvisiert(e) (beide Sender näherten sich immer stärker an). Die Idee hinter dem Konzept ist gut, doch wie wird die weitere Umsetzung zur Erreichung der Intention werden. 6 Wochen sind seit dem Relaunch her. Werden wir sehen, ob Kollegen wie Daniel Große (freier Journalist in Leipzig für Medien, Lokales, Kultur) Recht behalten.

Aus „Jump! Der neue Sound im Radio“ wird „MDR Jump“

Da hörten viele nicht schlecht als sie gestern morgen ihr Radio einschalteten und Jump lauschten. Bereits seit über einer Woche liefen auf dem Radiosender Spots, die eine absolute Neuheit zum 29. August 2011 versprachen. Tom-Kunde dachte vielleicht an das ein oder andere Special, doch bestimmt nicht an ein neues Senderkonzept.

Eine überwältigende Resonanz
Die erfuhr Jump auf ihrer facebook-Page. Seit Montag früh reißen die Kommentare nicht ab. Sogar Mails an den Radiosender sowie an MDR direkt werden geschrieben. Ob Jump mit dieser Resonanz gerechnet hat? Denn wenngleich viele von Zustimmung erwarteten, schlägt sich auf der facebook-page vor allem Kritik und Unverständinis der Hörer nieder: Jump auf facebook.

Harte Reaktionen
Der Konsens aller Reaktionen auf der facebook-page von Jump bezieht sich auf:

  • Jump heißt jetzt stets: MDR Jump
  • es gibt neue Jingles, die sehr stark an MDR 1 Radio erinnern
  • die Moderatoren in der Morningshow sind neu, die alten Moderatoren sind nun geteilt im Nachmittagsprogramm
  • Moderatoren, Gäste und Hörer werden gesiezt
  • die Show wirkt gestelzt, die Moderatoren sind nicht eingespielt und wirken elektronisch
  • das Programm wirkt antiquiert, erinnert sehr an PSR und R.SA

Kurz: der Sender hat sich einem Relaunch unterzogen – weniger rockig, dynamisch und frisch, mehr familiär, seriös und anständig. Die einen bezeichnen es als „Erwachsen-Werden“, die anderen sagen, es sei nicht mehr „ihr Sender“.

Einen Kommentar von vielen
… hat J.S. so formuliert: „ich will euch nur nochmal kurz meine enttäuschung über den plötzlichen totalen umsturz ausdrücken. Ohne jegliche ankündigung und vorahnung hab ich heut früh gewohnt wie jeden tag das radio angeschalten. Es waren grad nachrichten und es war eigentlich wie immer, aber dann is mir die schreckliche hintergrundmusik aufgefallen und als dann die elektronische moderation kam hab ich erstma auf die frequenz geguckt, weil ich echt dachte ich hab mdr1 an. Die stimme, die hintergrundmusik, das war ein absoluter schlagersender und als dann auch noch zwei andere moderatoren kamen die mich siezen und die musik das komplette gegenteil von aktuell war, hab ich an meinen sinnen gezweifelt. (…) Kann das wirklich jump sein…??? Und als ich dann heut abend die neue website gesehen hab war alles aus.
Schade, dass der einzige vernünftige radiosender der jugendliche und junge erwachsene anspricht sein konzept so stark verändert hat, dass man ihn nicht wiedererkennen kann. Es giibt schon genug ü40 sender. (…) Ich glaub nicht, dass euch der enorme umbruch gut tun wird. Ihr werdet viele bisher treue fans verlieren, z.b. mich, denn so sehr ich euch eigentlich mag, ich muss mir doch keine wonna be seriösität und schreckliche musik anhörn nur weil ihr ma ein cooler sender WART. (…)
Uncoole moderatoren, langweilige oldies, schlageranmoderation und -jingles, „seriösität“, gesiezt werden, eine völlig unmoderne uncoole häßliche allerweltswebite, das waren bisher alles kriterien die für mich ein sender braucht, dass ich ihn nicht höre. Ihr habt bisher keine erfüllt, jetzt erfüllt ihr alle. Das muss ich mir nicht antun. Sorry, aber mindestens einen treuen hörer habt ihr verloren. (…)
Ab heute läuft bei mir nur noch mdrinfo. Die sind wenigstens richtig seriös und nicht wonna be seriös und es passt auch zu dem senderprofil. Fritz, nrj, dasding oder sputik – da muss ich mir noch das richtige raussuchen (…).
Einen treuen hörer weniger, eventuell ein like weniger und ich werde nicht der einzige sein, ihr werdet wohl min. ein viertel eurer hörer verliern. Da bleibt mir nur ein wort für einen mir bisher sehr sympathischen sender von dem ich sehr enttäuscht wurde: schade.

Neues Senderkonzept
Ob das neue Konzept gut oder schlecht ist, steht hier nicht zur Diskussion. Viele Sender verändern ihr Konzept, dann und wann. Doch warum ist die Reaktion so massiv? Jump zeichnet sich jeher von einer hohen Interaktion mit dem Hörer aus, unterstützt neue, junge Bands und Künstler, fördert den künstlerischen Nachwuchs durch Auftrittschancen wie bei Jump Arena. Hierzu gehören auch Festivals wie das Highfield Festival. Jump spricht die junge, dynamische, selbstbewusste Hörerschaft an ohne aber gesellschaftliche Themen zu vergessen. Bestes Beispiel: Jump Zuckertüten oder ihr Engagement für sichere Schulwege.

Aktion statt Interaktion
Die Interaktion haben sie ausgelassen. MDR Jump hat vergessen, ihre Hörer mit einzubeziehen – genau die Eigenschaft, wodurch sie sich abgehoben haben in der Senderlandschaft. Genau ihren Vorzug, womit sie sich bei ihren Hörer so beliebt gemacht haben. MDR Jump hat den Hörern vor den Kopf gestoßen. Und ihre Hörer sind eben selbstbewusst: sie reagieren nun. Sie fühlen sich nicht verstanden von „ihrem geliebten Sender“, „haben aufgrund der vorher gelieferten Spots mit allem gerechnet, doch damit (…)“. Sie sind enttäuscht. Und diese Enttäuschung schlägt sich im Zeitalter des Web 2.0 schneller, aktueller und deutlicher zurück. Dabei hätte es gerade Jump wissen müssen.

Vom Empfänger zum Sender
Nie waren Kunden so gut und so schnell informiert wie heute – dem World Wide Web sei dank. Nie waren Kunden so agil und mobil wie heute – anstatt begrenzter Erreichbarkeit ist jeder fortwährend auf Sendung, an jedem Ort, zu jeder Zeit, zu jedem beliebigem Thema. Der Kunde ist Empfänger und Sender zugleich und kann jederzeit mit jedem in Austausch treten. Meinungen und Bewertungen zu lesen und sie auch zu publizieren, ist ein Kinderspiel. Der passive Konsument ist zum aktiven Gestalter geworden. Dies gilt einmal mehr, betrachtet man die Hörerschaft von Jump. Und die von MDR Jump?

Reaktionen
Es gilt abzuwarten, wie MDR Jump auf die Kritiken reagiert. Verfolgt man ihre facebook-page, so scheint man den Eindruck zu bekommen, sie seien mit der Situation überfordert. Es scheint als sei die Devise: zu den entscheidenden Dingen „Klappe halten und Aussitzen“. Ob das gut ankommt? Wir werden sehen. Geht es hier im Konsens nicht um Einzelaktionen wie neue Moderatoren oder Jingles. Es geht um „ihren Sender“, den Sender der Hörer. Eine höhere und bessere Identifikation kann man kaum schaffen im heutigen Mitmach-Web.

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