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MDRW präsentiert das neue MDR JUMP

Heute war ich beruflich bei der Präsentation von MDRW zum neuen MDR JUMP in Leipzig im Westin. Mein Fazit: Hätte es genau dieses fünfminütige kleine Demo, dass wir Werbetreibende lauschen durften, bereits am ersten Sendetag auf ihrer Webseite gegeben, wären sie damals gegenüber ihrer Hörerschaft ein ganzes Stück weiter gewesen. Kurz und knapp wird das neue Konzept vorgestellt mit Zielrichtung und Inhalt.

Danke für die Ehrlichkeit
Gut, unter der Intention „informativer, regionaler, erwachsener, verbindlicher“ kann ich mir leider immer noch nicht ganz etwas darunter vorstellen. Aber sie hätten ihren Stammhörern nicht vollkommen vor den Kopf gestoßen. Und, selbst Programmmacher Urlich Manitz hat dann auch eingeräumt: Das hätten sie etwas verpasst. Danke für dieses Eingeständnis, das machen heute nicht viele. An solch einer Landing Page hätte wohl man auch gearbeitet, nachdem es derartige Kritik auf Facebook gab – als diese fertig war, hatte sich jedoch alles ein wenig gelegt, sodass man diese nicht scharf geschalten hätte.

Gesucht oder gefunden: Das Alleinstellungsmerkmal
Nun gut. Inwieweit mir oder der Hörerschaft das neue Programm gefällt oder nicht, gilt es für mich nicht zu beurteilen. Auch beide Morningshow-Moderatoren Sarah von Neuburg und Lars-Christian Karde kommen sympathisch und authentisch daher. Aber genau das ist es nicht, worum es hier geht. Mein Mittelpunkt ist allein die strategische Ausrichtung des Senders. Ihr Konzept. Die Mission von MDR JUMP: „sich abheben von der Masse“. Sie wollen etwas ganz anders machen als der Wettbewerb – sie nannten PSR, SAW. Im gleichen Atemzug antworten sie jedoch auf die Frage nach belegbaren Hörerzahlen, dass diese Radiosender auch schon viel länger Zeit hatten, sich zu etablieren, dass diese viel länger schon regional unterwegs sind. Ja, da passen die zwei Aussagen nicht so zueinander. Denn genau diese Regionalität benennt MDR JUMP als Alleinstellungsmerkmal. Giftige Stimmen könnten hier behaupten: „Wat regional? Die beiden Morningshow-Moderatoren kommen schon mal aus Hessen.“ „Infotainment“ war zudem das Stichwort. Aber etwas vollkommen Neues ist das alles nicht.

Anvisierte Zielgruppe
Sie wollen an die Zielgruppe 20- bis 49-Jährigen und im Speziellen an die um die 35-Jährigen. Dieser Bereich würde laut Studie von keinem der Radiosender abgedeckt werden. Dies sind alles nachvollziehbare Beweggründe. Als Strategischer Berater kann ich diesem nur Recht geben. Doch in der Schlussfolgerung aus der Studie selbst und der Intention „sich von der Masse abheben“ sehe ich die Weiterführung des Konzeptes nicht schlüssig genug. Am Ende ist es doch nicht DAS NEUE SENDERKONZEPT, sondern eine notwendige Konsequenz im Vergleich zur Senderkonkurrenz, im Vergleich zum eigenen weiteren Inhousesender SPUTNIK, der die selbe Zielgruppe anvisiert(e) (beide Sender näherten sich immer stärker an). Die Idee hinter dem Konzept ist gut, doch wie wird die weitere Umsetzung zur Erreichung der Intention werden. 6 Wochen sind seit dem Relaunch her. Werden wir sehen, ob Kollegen wie Daniel Große (freier Journalist in Leipzig für Medien, Lokales, Kultur) Recht behalten.

Super angenommen: Leipziger Gewässerverbund – doch es fehlt an anderen Enden

Erst Mitte Juli waren wir mit 2 Freunden im Leipziger Neuseenland paddeln. Ausgangspunkt war die Verleihstation Leipziger Eck. Von dort ging es auf dem seit Mitte Juli für den allgemeinen Bootsverkehr zugänglichen Kurs 1 zum Cospudener See. Zwei Schleusen gilt es auf dem Weg zu passieren: Zuerst die Connewitzer Schleuse und als zweites die Cospudener Schleuse. Es war wirklich herrlich. Soll mal einer sagen, man müsse immer in den Spreewald fahren, um paddeln zu können. An Bord war auch ein Spreewälder Jung´ – auch ihm hat es sehr gefallen. So schließen wir uns der positiven Meinung der bislang 6523 geschleusten Booten an, die seit Mitte Juli auf dem Wasserkurs 1 unterwegs sind. So berichtet die LVZ im Lokalteil ihrer heutigen Ausgabe über das große Interesse und dem damit verbundenen ersten Erfolg des ersten Wasserabschnittes nebst der zwei neuen Schleusen.

Erweiterungsfähig
Hier und da sehnt sich der ein oder andere Freizeitbootsmann jedoch noch nach Verbesserungen. Kaum mit dem Boot losgepaddelt, schreit der Spreewälder Jung´ nach dem ersten Gurkenstopp und ein kleines Erfrischungsgetränk wäre auch ganz nett. Wenngleich ich es nicht erwartet habe und ich es auch nicht bräuchte, wäre es doch ganz nett. Nun muss es natürlich nicht ein Stand an dem anderen sein, wie es unser Spreewälder Jung´ von daheim gewohnt ist. Doch bis zum Cospudener Nordstrand ist es schon ein Stück. Circa drei Stunden rechnet die Steuerungsgruppe Leipziger Neuseenland für diesen Weg. (Wir haben ihn in zwei Stunden geschafft, hatten aber auch Glück bei den Schleusen.) Freilich bin ich für ein mit der Natur abgestimmtes gastronomisches Angebot und so bleibt zu hoffen, dass es vielleicht in der nächsten Saison das ein oder andere kleine Café oder Imbiss entlang bzw. am Rande der Streckenführung gibt. Hier bietet sich gerade am Fuße der Rennbahn Scheibenholz doch so ein Projekt an?

Ausbaufähig
… ist vor allem das Angebot der verschiedenen Verleihstationen. Stichwort: Einwegmiete. Zum Männertag dieses Jahres fragte ich bei Wassersport Herold an, ob es denn möglich sei, vier Paddelboote auszuleihen. Dabei würden wir am Schleußiger Weg in Richtung Cospudener See lospaddeln. Am Pier 1 angekommen, geben wir die Boote ab. Denn auch dort betreibt Herold eine Verleihstation. Als Antwort bekamen wir, dass dies nicht möglich sei. Auch würde man darüber nicht nachdenken. Die Frage, ob die Boote überhaupt nach der Winterpause schon am Cospudener See wären, wurde beneint. Mein Vorschlag, wir würden sie dorthin paddeln, wurde ebenfalls abgelehnt. Welche Freizeitmöglichkeiten ergeben sich doch aus der Kombination: Einwegmiete-Paddeln und Fahrrad fahren, oder im Anschluss: Besuch des Freizeitparks Belantis. Doch daran scheint keiner Interesse zu haben. Wie kurzsichtig sind doch die einzelnen Projekte. Ausbau der Verkehrswege und Tourismus- und Freizeitangebote scheinen nicht aufeinander abgestimmt zu sein.

Nicht mitgedacht
Genau dieses nicht aufeinander Abstimmen ist am Cospudener See geschehen. Zu separat werden Gewässerwege und Gewässer betrachtet. Am Pier 1 angekommen, wussten wir nicht, wo wir mit unseren Booten anlegen sollten. Versehentlich sind wir sogar durch das Tauchergebiet gepaddelt, gleichwohl stand zur Seeseite gewandt auch kein Hinweisschild. Nach längerem Ausharren auf See haben wir uns zwischen den zwei Bootsverleiher am Pier 1 gemogelt und ein Plätzchen in einem der Cafés gefunden, von wo aus wie unsere Boote auch im Blick haben.

Gerade in Bezug auf die Erweiterung des Gewässerverbundes gilt es möglichst vielseitig auf die Konsequenzen der Erschließung von Wegen und Seen zu schauen. Zu attraktiv sind die neuen Freizeitmöglichkeiten als dass sie nicht genutzt werden. Die Freizeitsportler und Familien wollen an Land, etwas zu sich nehmen, Randfreizeitangebote nutzen, baden und vieles mehr. Und schnell lassen sich hier und da kleine nicht bis zum Schluss gedachte Maßnahmen erkennen, z.B. zur freien Verfügung stehende Bootsanlegestellen am Pier 1.

Aber dennoch: Das Neuseenland mit dem Gewässerverbund bis nach Leipzig ist einfach super. Vielen Dank an die Entscheider, die es möglich machten und besonders an die Schleusenwärter, die täglich an ihrem Posten stehen.

Aus „Jump! Der neue Sound im Radio“ wird „MDR Jump“

Da hörten viele nicht schlecht als sie gestern morgen ihr Radio einschalteten und Jump lauschten. Bereits seit über einer Woche liefen auf dem Radiosender Spots, die eine absolute Neuheit zum 29. August 2011 versprachen. Tom-Kunde dachte vielleicht an das ein oder andere Special, doch bestimmt nicht an ein neues Senderkonzept.

Eine überwältigende Resonanz
Die erfuhr Jump auf ihrer facebook-Page. Seit Montag früh reißen die Kommentare nicht ab. Sogar Mails an den Radiosender sowie an MDR direkt werden geschrieben. Ob Jump mit dieser Resonanz gerechnet hat? Denn wenngleich viele von Zustimmung erwarteten, schlägt sich auf der facebook-page vor allem Kritik und Unverständinis der Hörer nieder: Jump auf facebook.

Harte Reaktionen
Der Konsens aller Reaktionen auf der facebook-page von Jump bezieht sich auf:

  • Jump heißt jetzt stets: MDR Jump
  • es gibt neue Jingles, die sehr stark an MDR 1 Radio erinnern
  • die Moderatoren in der Morningshow sind neu, die alten Moderatoren sind nun geteilt im Nachmittagsprogramm
  • Moderatoren, Gäste und Hörer werden gesiezt
  • die Show wirkt gestelzt, die Moderatoren sind nicht eingespielt und wirken elektronisch
  • das Programm wirkt antiquiert, erinnert sehr an PSR und R.SA

Kurz: der Sender hat sich einem Relaunch unterzogen – weniger rockig, dynamisch und frisch, mehr familiär, seriös und anständig. Die einen bezeichnen es als „Erwachsen-Werden“, die anderen sagen, es sei nicht mehr „ihr Sender“.

Einen Kommentar von vielen
… hat J.S. so formuliert: „ich will euch nur nochmal kurz meine enttäuschung über den plötzlichen totalen umsturz ausdrücken. Ohne jegliche ankündigung und vorahnung hab ich heut früh gewohnt wie jeden tag das radio angeschalten. Es waren grad nachrichten und es war eigentlich wie immer, aber dann is mir die schreckliche hintergrundmusik aufgefallen und als dann die elektronische moderation kam hab ich erstma auf die frequenz geguckt, weil ich echt dachte ich hab mdr1 an. Die stimme, die hintergrundmusik, das war ein absoluter schlagersender und als dann auch noch zwei andere moderatoren kamen die mich siezen und die musik das komplette gegenteil von aktuell war, hab ich an meinen sinnen gezweifelt. (…) Kann das wirklich jump sein…??? Und als ich dann heut abend die neue website gesehen hab war alles aus.
Schade, dass der einzige vernünftige radiosender der jugendliche und junge erwachsene anspricht sein konzept so stark verändert hat, dass man ihn nicht wiedererkennen kann. Es giibt schon genug ü40 sender. (…) Ich glaub nicht, dass euch der enorme umbruch gut tun wird. Ihr werdet viele bisher treue fans verlieren, z.b. mich, denn so sehr ich euch eigentlich mag, ich muss mir doch keine wonna be seriösität und schreckliche musik anhörn nur weil ihr ma ein cooler sender WART. (…)
Uncoole moderatoren, langweilige oldies, schlageranmoderation und -jingles, „seriösität“, gesiezt werden, eine völlig unmoderne uncoole häßliche allerweltswebite, das waren bisher alles kriterien die für mich ein sender braucht, dass ich ihn nicht höre. Ihr habt bisher keine erfüllt, jetzt erfüllt ihr alle. Das muss ich mir nicht antun. Sorry, aber mindestens einen treuen hörer habt ihr verloren. (…)
Ab heute läuft bei mir nur noch mdrinfo. Die sind wenigstens richtig seriös und nicht wonna be seriös und es passt auch zu dem senderprofil. Fritz, nrj, dasding oder sputik – da muss ich mir noch das richtige raussuchen (…).
Einen treuen hörer weniger, eventuell ein like weniger und ich werde nicht der einzige sein, ihr werdet wohl min. ein viertel eurer hörer verliern. Da bleibt mir nur ein wort für einen mir bisher sehr sympathischen sender von dem ich sehr enttäuscht wurde: schade.

Neues Senderkonzept
Ob das neue Konzept gut oder schlecht ist, steht hier nicht zur Diskussion. Viele Sender verändern ihr Konzept, dann und wann. Doch warum ist die Reaktion so massiv? Jump zeichnet sich jeher von einer hohen Interaktion mit dem Hörer aus, unterstützt neue, junge Bands und Künstler, fördert den künstlerischen Nachwuchs durch Auftrittschancen wie bei Jump Arena. Hierzu gehören auch Festivals wie das Highfield Festival. Jump spricht die junge, dynamische, selbstbewusste Hörerschaft an ohne aber gesellschaftliche Themen zu vergessen. Bestes Beispiel: Jump Zuckertüten oder ihr Engagement für sichere Schulwege.

Aktion statt Interaktion
Die Interaktion haben sie ausgelassen. MDR Jump hat vergessen, ihre Hörer mit einzubeziehen – genau die Eigenschaft, wodurch sie sich abgehoben haben in der Senderlandschaft. Genau ihren Vorzug, womit sie sich bei ihren Hörer so beliebt gemacht haben. MDR Jump hat den Hörern vor den Kopf gestoßen. Und ihre Hörer sind eben selbstbewusst: sie reagieren nun. Sie fühlen sich nicht verstanden von „ihrem geliebten Sender“, „haben aufgrund der vorher gelieferten Spots mit allem gerechnet, doch damit (…)“. Sie sind enttäuscht. Und diese Enttäuschung schlägt sich im Zeitalter des Web 2.0 schneller, aktueller und deutlicher zurück. Dabei hätte es gerade Jump wissen müssen.

Vom Empfänger zum Sender
Nie waren Kunden so gut und so schnell informiert wie heute – dem World Wide Web sei dank. Nie waren Kunden so agil und mobil wie heute – anstatt begrenzter Erreichbarkeit ist jeder fortwährend auf Sendung, an jedem Ort, zu jeder Zeit, zu jedem beliebigem Thema. Der Kunde ist Empfänger und Sender zugleich und kann jederzeit mit jedem in Austausch treten. Meinungen und Bewertungen zu lesen und sie auch zu publizieren, ist ein Kinderspiel. Der passive Konsument ist zum aktiven Gestalter geworden. Dies gilt einmal mehr, betrachtet man die Hörerschaft von Jump. Und die von MDR Jump?

Reaktionen
Es gilt abzuwarten, wie MDR Jump auf die Kritiken reagiert. Verfolgt man ihre facebook-page, so scheint man den Eindruck zu bekommen, sie seien mit der Situation überfordert. Es scheint als sei die Devise: zu den entscheidenden Dingen „Klappe halten und Aussitzen“. Ob das gut ankommt? Wir werden sehen. Geht es hier im Konsens nicht um Einzelaktionen wie neue Moderatoren oder Jingles. Es geht um „ihren Sender“, den Sender der Hörer. Eine höhere und bessere Identifikation kann man kaum schaffen im heutigen Mitmach-Web.

Zu kurz gedacht

Ich frage mich wirklich: Können unsere Stadtväter, gewählten Vertreter im Stadt-/Land- und Bundestag und bestellte Angestellte in Verwaltung nicht ganzheitlich denken?

Feststellung
Wir haben – vollkommen egal in welcher Stadt, in welchem Landkreis – zu wenige Betreuungsplätze für Kinder. Leipzig deckt 65 Prozent ab, Markkleeberg spricht von 58 Prozent. Und der Rest?

Ökonomische Notwendigkeit
Gleichzeitig stellt die Wirtschaft und nebst die entsprechenden Wirtschaftsministerien fest: Frauen sind eine ökonomische Notwendigkeit, besonders vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels. Wahnsinn. Ich bin eine Frau, also eine ökonomische Notwendigkeit. Dann bin ich ja eine Variable in der ganzheitlichen Arbeitsfunktion. Eine zusätzliche Variable ist aber auch der Betreuungsplatz des Kindes. Die ist aber, schwarz gesehen, konstant. Denn den gibts nicht.

2013 – die Erlösung
Ja, die Erlösung. Ab 2013 hat jedes einjährige Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das ist doch toll, würden die einen wohl meinen. Die anderen verstehen jedoch schnell, woher sollen denn die vielen Plätze dann herkommen? Gewiss wird die Nachfrage sich ein wenig minimieren im Vergleich zu heute und z.T. sollen noch Plätze aktiv geschaffen werden, erste Bebauungspläne stehen schon, aber ausreichen werden die dennoch nicht. Da ist es doch super, wenn dann wieder das Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kommt und na klar, eine Frauenquote in den Unternehmen fordert und vielleicht sogar das gesetzlich bestimmen will.

Frauenquote
Der Ansatz, der hier dahinter steht, ist an sich ja nicht schlecht – aber dann doch wieder zu kurz gedacht. Unabhängig davon, dass ich eine gesetzlich vorbestimmte ablehne, frage ich mich doch: und woher kommt der Betreuungsplatz?

Platz da, Arbeiten bis 20 Uhr, was nun?
Und das ist doch dann der Super-Gau. Ich habe einen Platz, muss mein Kind aber spätestens 17 Uhr, wenn ich sogar schon 16 Uhr abholen. Als ökonomische Notwendigkeit kann ich dann doch nicht meinen Beitrag als Vollzeitäquivalent zur Frauenquote meines Arbeitgebers beitragen. Na super. Mein Arbeitgeber bekommt vom Ministerium einen auf den Deckel und die allgemeine Arbeitsgleichung schwindet dahin.

Kinder sind die Zukunft, wir brauchen Kinder.
Und Betreuungsplatz? Gibts nicht. Und das wissen die Städte auch. Aber es fehlt schlichtweg an Geld. Nur sagt das niemand.

Einfach zu kurz gedacht
Frauen sind eine ökonomische Notwendigkeit, sie müssen also arbeiten um den Fachkräftemangel zu nivellieren. Gleichzeitg droht den Unternehmen eine Frauenquote. Und in vielen Familien müssen des Geldes wegen beide Elternteile arbeiten. Und die Kinderbertreuung? Na klar, die Lösung: 2013 der Rechtsanspruch. Aber halt, wo ist das Geld hierfür? Antwort: Die Eltern müssen zusätzlich zahlen. Und wann gehen die arbeiten, spätestens 16 Uhr müssen sie ihr Kind abholen. Aber bei welcher Branche geht das, in der heutigen Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft von heute? Lösungen sind vorhanden, wenn man mal ganzheitlich über die Dinge spricht.

SMS und Telefon – Bald wirds das nicht mehr geben.

Gesten auf dem Weg zur Arbeit beobachtete ich eine ältere Dame und ihren Golden Retriever. Scheinbar war der Auslauf vorbei, es sollte nach Hause gehen. Sie trug die Leine und ihr Hund sprang freudestrahlend immer wieder an ihr hoch. Dann wusste ich auch warum: Wenig später hatte er seine Leine im Maul und ging nun freudestrahlend in Richtung Haus.

Warum ich das erzähle? Es sind eben die kleinen Dinge im Leben, die mich so faszinieren. Der Tag hatte für mich mit diesem Erlebnis einfach super begonnen. Der Goldi hatte sich so über das Tragen seiner Leine gefreut. Ganz stolz ging er nun nach Hause. So wie sein Frauchen musste auch ich schmunzeln.

Werden wir uns zukünftig über diese kleine Dinge noch freuen können?
Schon heute ist es doch vollkommen normal, im Cafe mit Freunden zu sitzen und parallel übers Smartphone bei ebay auf eine Aktion zu bieten.  Ich sitze vorm Fernsehen und parallel schreibe ich an meinem Blog, tätige Überweisungen, recherchiere meinen nächsten Urlaubstrip oder schaue nach einer Idee für das Geburtstagsgeschenk einer Freundin. Nicht nur Multitasking ist das Stichwort, sondern die zunehmende Vernetzung unseres Alltags. Szenarien wie der Kühlschrank erkennt selbst, dass z.B. der Orangensaft aus geht und bestellt selbständig übers Web nach, per Courier kommen die Einkäufe automatisch – sind technisch heute über rfid und barcodes schon möglich. Die Bezahlbarkeit für den Mainstream und deren flächendeckende Verbreitung ist nur eine Frage der Zeit. Kinder wiederum schauen Fernsehen, surfen Internet und chatten über ihr Smartphone gleichzeitig. Eine Minute später ist es die Wii, die ihr Herz höher schlagen lässt. Können sie sich noch über solche kleinen Dinge wie mein Erlebnis mit dem Hund freuen? Technisch ist heute alles möglich, es sind keine Grenzen gesetzt. Das freudige Erlebnis endlich stets und ständig von daheim zu telefonieren, kennen die Kinder und Jugendlichen heute nicht. Ich weiß noch, wie mein Vater zur Telefonzelle gegangen ist, um mit mir sonntags zu telefonieren. Meine Mutter und ich hatten bereits ein Telefon. Wahnsinn. Und genau dieses Telefonieren wird es meines Erachtens bald nicht mehr geben, ganz zu schweigen von der SMS.

Das Internet machts möglich
Dank fast flächendeckender Absicherung von Funkwellen fürs Internet, kann ich von überall zu jeder Zeit ins Netz, ins Web. Bereits seit Ende letzten Jahres gibt es für das iphone eine app namens whats app. Alle meine Kontakte, die diese App auch haben, werden mir angezeigt und ich kann mit ihnen über das web kostenfrei sms senden bzw. chatten. Lediglich meine internetflat zahle ich natürlich. Diese brauche ich aber für mein smartphone so oder so. Seit einiger Zeit gibt es diese App auch für android. Und das Telefon? Skype ist das Stichwort. Außer meine Internetgebühren fallen von skype zu skype keine zusätzlichen Gebühren an. Außer ich telefoniere ins normale telefonnetz. Sind alle bei skype fällt das telefonieren, wie wir es kennen, weg. Die normale Telefonie oder SMS gibt es nicht mehr.

Ohne Internet kein Leben möglich
Wäre wohl ein Szenario. Was passiert, wenn mal das Internet ausfällt? Ich denke, die Generation nach uns, nach mir wäre ein Stück weit überfordert. Ob das Leben wohl zusammenbrechen würde – noch nicht. Ich denke aber, wenn meine Kinder Ihre Enkelkinder haben werden die technischen Möglichkeiten so weit sein, dass wir uns so sehr ans Internet gewohnt sind, dass wir ohne nicht können. Und dann stellt sich die Frage: Können wir uns an den kleinen Dingen des Lebens, wie mein Erlebnis mit dem Hund, noch erfreuen? Bzw. was sind dann die „kleinen Dinge des Lebens“?

Sachsen verweigert der gewählten HTWK-Rektorin Prof. Renate Liekfeldt die Ernennung.

Protest gegen Antidiskriminierung: Studenten der HTWK Leipzig (FH) besetzen Rektorat

Protest gegen Antidiskriminierung: Studenten der HTWK Leipzig (FH) besetzen Rektorat

Erster Eindruck: Wahnsinn! Was soll das?

Hintergrund
Vor wenigen Wochen wurde Prof. Renate Lieckfeldt zur neuen Rektorin der HTWK Leipzig (FH) gewählt. Zum 1. Mai sollte Sie Ihre Amt aufnehmen. Hierfür wird man i.d.R. vom Freistaat verbeamtet und zwar auf Lebenszeit. Dies verweigert Wissenschaftsministerin Sabine Schorlemmer mit der Begründung, dass das Wiedererkrankungsrisiko von Renate Lieckfeldt nach überstandenem Krebsleiden zu hoch sei. Zuvor hieß es sogar, sie dürfe das Amt gar nicht antreten, nicht mal im normalen Angstelltenverhältnis. Letzteres würde derzeit vielleicht wieder in Aussicht stehen. Für nächste Woche ist ein Treffen zwischen Renate Lieckfeldt und Sabine Schorlemmer geplant.

Entrüstung
Diese Situation brüskiert mich nicht nur, weil ich selbst Absolvent der HTWK Leipzig (FH) bin, sondern es ist die Tat als solches. Es ist Diskriminierung. Genau, Renate Liekfeldt wird in ihrer Person diskriminiert, für minder bewertet. Nicht nur, dass man ihr den Grund persönlich sagt, nein ihre Krankheit wird auch noch in aller Welt herausgeschrien. Zudem bin ich entsetzt darüber, dass ein Mensch heute noch aufgrund seiner Individualität abgelehnt wird.

Grund der Ablehnung
… ist das Wiedererkrankungsrisiko von Renate Lieckfeldt nach überstandenem Krebsleiden. Nach deutschem Arbeitsrechts darf kein Arbeitgeber den Arbeitnehmer fragen, ob er schwanger ist, welche Religion er angehört oder Vorerkrankunge hat oder Allergien. Letzteres darf er, sofern es etwas auf Arbeit gibt, dass den Arbeitnehmer wirklich gesundheitlich gefährden würde. Zum Beispiel eine Allergie gegen eine Substanz, die bei der Herstellung von Zigaretten verwendet wird. Dort dürfte ein Arbeitnehmer nicht arbeiten.
Bei Renate Liekfeldt reden wir aber nicht von einer Allergie. Nein, sie wird noch afür abgestraft erfolgreich, mit hartem und schmerzhaften Kampf den Krebs besiegt zu haben. Es scheint tatsächlich dem Beamtentum zu entsprechen, dass in diesem Fall eine Verbeamtung ausgeschlossen ist. Aber nur weil es dort drin steht, soll dies den heutigen Standards entsprechen? Hier sticht das Beamtentum das deutsche Arbeitsrecht aus! Wie geht das?

Krebs und Arbeiten
Ich habe selbst im engeren Kreis Personen, die an Krebs erkrankt sind und, teu, teu, teu, diesen erfolgreich bekämpft haben. Sie gehen lebenslustig durch die Welt und auch wieder ihrer Abreit nach. Warum wird das Renate Lieckfeldt nicht zugesprochen? Ein Mensch, der diese Erkrankung erfahren hat, würde sich nie auf ein Amt bewerben, bei dem er bereits jetzt weiß: „Das schaffe ich nicht“. Zudem, was machen wir, wenn die amtierende Rektorin auch nach Motorradfahrerin ist? Laut Unfallstatistik ist sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Würde ihr das verboten werden? Oder würde sie dann auch nicht verbeamtet werden?

Unterstützung
Die Aktion der Studenten der HTWK fand ich toll: Von gestern bis heute morgen besetzten sie das Rektorat, spielten laut Musik, banden Werbebanner an den Geutebrück (Foto oben). „Wenn keiner das Rektorat besetzt, tun wir es“. Auf diese Weise protestierten Sie gegen die Antidiskriminierung ihrer eigentlich zukünftigen Rektorin. Genauso wie den Studenten geht es auch mir, in erster Linie, hier nicht um Renate Lieckfeld als Person, sondern um die intransparente Benachteiligung einer Rektorin, die demokratisch in einem Verfahren gewählt worden ist. Ich schließe mich dem offenem Brief von Pfarrer Christian Wolff von der Thomaskirche Leipzig an Sabine Schorlemmer an. Unter anderem heißt es hier: „Ist Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin, bewusst, welche verheerende Botschaft von der jetzigen Entscheidungslage an erkrankte berufstätige Menschen ausgeht.“ Nein, ich glaube nicht.

Luxusstatus: Mutter, Vater, Kind

Lange habe ich noch über die Mutter in Leipzig, die 500 Euro für einen Kinderkrippenplatz für ihren Sohn ausgesetzt hat, nachgedacht. Oder sagen wir eher, der Fall war der Auslöser über die Gesamtlage als solches nachzudenken.

Die Gesamtlage setzt sich zusammen aus:

  • Eine Frau ist nicht nur Mutter. Je nach Vorlieben ist sie Joggerin, Fußballerin oder vielleicht Skaterin. Hobbyfotografin, Heimwerker, Superköchin oder Kochlooser, Gartenliebhaberin oder Pflanzenliebhaberin, Heimtierbesitzerin, … . Und v.a. ist sie eigenständig, sie ist berufstätig – in welchem Job oder Berufung auch immer.
  • Eine Frau möchte gern Nachwuchs mit ihrem Partner, schreckt aber vor der Aufgabe zurück, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Es ist schwierig einen Krippen- oder gar Kindergartenplatz zu bekommen. Sie hat Angst, schwerwiegende geldliche Einbußen zu haben, in der Zeit, in der sie daheim in Elternzeit ist bzw. auch danach. Denn wie soll man die eigene Arbeitszeit mit der Betreuungszeit des Kindes aufeinander abstimmen. Viele gehen dann in Teilzeit. Nach einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftswoche unter allen börsennotierten deutschen Unternehmen wollen sich 59 Prozent aller Frauen unter 45 Jahren auf einen Teilzeitjob beschränken, um Zeit für die Erziehung der Kinder zu haben. Doch einerseits ist in den meisten Haushalten – das behaupte ich – die Familie schlichtweg auf das zweite Gehalt angewiesen. Und andererseits denke ich, würde die Umfrage repräsentativ alle Frauen in Deutschland als Grundmasse umfassen, würde hier etwas anderes rauskommen. Zum einen weil viele ihren Beruf zu sehr lieben, es ist ihr ausgleich zur Familie, den Beruf machen sie nur für sich, für ihre Erfüllung, und zum anderen weil sie es geldlich nicht können.
  • In Deutschland stehen wir vor der Herausforderung einer schrumpfenden Zahl von Erwerbsfähigen. Frauen sind demnach eine ökonomische Notwendigkeit. Heißt, wenn nicht mehr Frauen – und das nicht nur in Führungspositionen – arbeiten als bisher, wer soll diese Stellen besetzen? Einwanderungspolitik hin oder her. Jüngst hat er die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) bundesweit 14.000 Unternehmen zur Ausbildungssituation 2011 befragt. Ohne jetzt tiefgründig zu sein: Es gibt mehr Ausbildungsplätze als Bewerber. Dabei hat die Umfrage auch ergeben, dass sich dieser Mangel an Bewerbern auch über die Ausbildungsphase hinauszieht in den Fachkräftebereich. Selbst diese sind in den ersten Berufszweigen Mangelware. (Mehr dazu bei DIHK). In einem neuen Beitrag werde ich dazu stärker eingehen. Zurück zu Frauen als ökonomische Notwendigkeit: Wenn demnach so ist, sollten auch viel stärker Voraussetzungen geschaffen werden, dass Familie und Beruf sich nicht ausschließen bzw. sich nicht so stark tangieren, dass es zum persönlichen Balanceakt wird.

Schaut man sich nun die Gesamtlage an, stellt sich für mich wirklich die Frage: Mutter, Vater, Kind – Ist das ein Luxusstatus?

Zwischenresümee
Nun beinhaltet diese Gesamtlage wahnsinnig viele Unterthemen und deshalb möchte ich an diese Stelle, mich nur dem persönlichen Balanceakt aus Familie und Beruf widmen. Sprich um die Voraussetzung, dass sich Familie und Beruf nicht ausschließen. Also äußerliche Voraussetzungen. Und da sind wir wieder bei der Mutter, die das 500-Euro-Kopfgeld für einen Krippenplatz ausgesetzt hat.

Äußerliche Bedingungen: Mutter, Vater, Kind
Ich hätte echt gedacht, die Situation wie sie hier in Leipzig ist – so stark wird es sie bestimmt nicht noch einmal geben. Aber weit gefehlt, jüngst las ich einen Artikel in der Thüringer Allgemeinen Zeitung und siehe da, das Problem einen Kinderkrippenplatz zu bekommen, tritt auch hier massenhaft auf. Auch in Erfurt müssen Eltern Spießruten laufen, um sein Kind betreuen lassen zu können. Auch hier wird das Jugendamt erst aktiv, wenn die Eltern nur wenige Woche vor Arbeitsantritt der Mutter oder Vater noch keinen Betreuungsplatz bekommen haben. Welche nervliche Belastung. Die zentrale Vergabestelle für Krippen- und KITA-Plätze haben wir in Leipzig bereits. Erfurt nicht. Die Idee, dass damit alles besser werden würde, hat sich jedoch nicht erwiesen. (Mehr in meinem Artikel „Mutter setzt 500 Euro Kopfgeld für Krippelplatz aus“)

Die erste Bedingung
… sind wohl ausreichend Krippen- und KITA-Plätze durch welchen Träger oder in welcher Form, als Krippen-/KITA-Einrichtung oder bei einer Tagesmutter, auch immer. Eine richtige Anzahl von Einrichtungen und Plätzen anhand von statistiken wie Geburten, Zuzüglern etc. zu prognostizieren ist schwer keine Frage. (Mehr in meinem Artikel „Mutter setzt 500 Euro Kopfgeld für Krippelplatz aus“) … und soll auch jetzt nicht noch einmal Thema sein. Schnell wird an dieser Stelle auch der Ruf nach den Arbeitgebern laut. Sie sollen eine familienfreundlichere Politik betreiben, selbst Kindereinrichtungen schaffen, flexiblere Arbeitszeiten einrichten und überhaupt, sie müssen etwas tun.

Die zweite Bedingung
… sind familienfreundliche Arbeitgeber. So, nun bin ich Arbeitnehmer und könnte mir nun alles mögliche wünschen. Aber um Wünsch-Dir-Was gehts hier nicht und zeitgleich bin ich Realist und v.a. Betriebswirt. Natürlich sollte der Arbeitgeber sein Fünkchen mit in die Waagschale werfen. Schließlich agieren am Markt mehrere Parteien. Aber er ist auch nur einer von vielen. Auch er kann nicht das Allheilmittel entwerfen und die Lösung herzaubern. D.h. sollen jetzt alle Arbeitgeber betriebseigenen Kindergärten entwerfen – ich meine nein. Rein betriebswirtschaftlich geht das schon gar nicht und ist auch nicht zielführend. Dann kommt das Stichwort flexible Arbeitszeiten: Nun kann der Arbeitgeber ja nicht auf jeden einzelnen Fall schauen und die Arbeitszeiten so gestalten, wie es jeder werdenden Mutter passt. Wo kommen wir da hin? Einheitliche Regelungen sind da das Stichwort: Teilzeit oder Vollzeit. Einige Unternehmen bieten auch Home Office an. Je nach Berufszweig und Branche wirds damit aber auch schwierig: wie will ne Verkäuferin Home Office machen? Schließt sich irgendwie aus, oder? Naja, und dann wollen manche Frauen vielleicht auch keine Teilzeit: einmal weil sie nicht wollen und einmal weil sie nicht können. Und dann? Dann kann auch der Arbeitgeber nicht viel machen. Schließlich kann der ja nicht die Bänder stehen lassen, den Laden zu machen oder den Kunden wegschicken. Letztlich kanns da auch nur unternehmens- und branchenspezifischen Lösungen geben. Hier kann die Flexibilität der Arbeitszeit nur so geregelt werden. Und wer jetzt auf die Idee von staatlichen Vorgaben, über was auch immer, kommt: davon halte ich nicht wirklich etwas. Entweder die Unternehmen machen das, weil sie überzeugt davon sind oder sie lassen es. Durch Vorgaben ensteht kein arbeitsfreundliches und motivierendes Betriebsklima. Das Unternehmen ihr Quentchen mit geben müssen, steht also außer Frage – wie das aussieht ist unternehmensspezifisch. Sollte aber für alle einheitlich sein und v.a. bekannt sein, damit man sich drauf einrichten kann. Nichts ist schlimmer, als nicht planen zu können. Dann verharren wir Menschen nämlich in Starrhaltung und machen nichts. Super! Kommen wir also zurück auf die Kinderbetreuungsplätze…

Die dritte Bedingung
… sind funktionierende Betreuungszeiten. Klingt komisch, ist aber so. Irgendwie verstehe ich das nicht. Der komplette Dienstleistungssektor mit Läden, Ärzten, … – sie allen haben inzwischen von 8 bis 20 Uhr geöffnet, wenn nicht sogar noch länger. Wem dem so ist und sich die Arbeitszeiten schlichtweg verschoben haben, also sich die Nachfrage einfach verschiebt und das nicht nur bei einer Minderheit an Berufstätigen, sondern ich will meinen bei einer Mehrheit – warum ändert sich dann nicht das Angebot? Sprich die angebotene Betreuungszeit der Einrichtungen? Derzeit ist es so: zwischen 7 und 8 Uhr hinbringen und aller spätestens 17 Uhr abholen. Ich persönlich würde das schon einmal nicht hinbekommen. Meine reguläre Arbeitszeit ist von 9-18 Uhr. Meine bessere Hälfte ist da in der Gastronomie nicht besser dran. Was machen wir. Naja, wenn wir überhaupt einen Krippenplatz bekommen sollte, müssten wir danach noch eine Tagesmutti engagieren, die natürlich noch einmal gut Geld kostet. Und wie machen das vor allem Verkäuferinnen?
A) Familien sind auf zwei Gehälter angewiesen – können sich diese nun keine KInder leisten? Platz bekommen sie vielleicht nicht, vielleicht doch, müssen dann aber aufgrund der Arbeitszeiten, noch eine Kinderfrau engagieren, die natürlich das Portemonnaie belastet.
B) Sie bekommen keine Kinder.
Ist das die Lösung? … Warum kann es in der Einrichtung keine zwei Schichten geben? Von 7 bis 16 Uhr und halt von 8.30 bis 18 Uhr ? Oder wie auch immer zeitlich gestaffelt? Na klar, weil die Einrichtungen es derzeit nicht müssen. Wir haben schließlich mehr Nachfrage an Plätzen als Angebot. Die Einrichtungen diktieren den Markt. Die Frage ist nur wie lange noch. in 2-3 Jahren kippt die Situation. Wir werden mehr Plätze als Kinder haben und dann sind wir einmal gespannt, was passieren wird.

Die vierte Bedingung
… und die möchte ich nicht unerwähnt lassen, ist die geldliche Absicherung in der Elternzeit. Das Elterngeld fand ich persönlich einen guten Vorstoß und ist an sich eine gute Sache. In vielen anderen Ländern gibt es das nicht. Bspw. in den USA wird dies – in einer anderen Form – nur in den ersten drei Monaten gezahlt. Danach gibts nix mehr. Wir sind hier schon gut abgesichert. Meckern tun wir also auf hohem Niveau. Dennoch ist es schade, dass die Ausweitung des Elterngeldes über die 14 Monate, nun wieder auf Eis gelegen worden ist. Aber klar, es muss finanzierbar sein. Das selbst mit Elterngeld für viele Familien diese Zeit zum Balanceakt wird, habe ich selbst im Freundeskreis gesehen. Wenngleich die Zeit mit den Kleinsten natürlich schön und zugleich nicht eintauschbar ist. Doch ohne das „liebe Geld“ ist auch dies nicht machbar.

Resümee
Mir ging es diesmal wirklich um die Darstellung der Gesamtlage. Dass letztlich nicht nur eine Partei an der Gesamtsituation ausschlaggebend ist. Mehrere gestalten die äußeren Bedingungen. Und einer allein kanns nicht schaffen. Also nur auf die Arbeitgeber zu schimpfen, wie es in letzter Zeit immer mal wieder geschehen ist, kann es nicht sein. Alle haben ihr Quentchen beizutragen. Eigenartig finde ich es nur, dass neben mehr Betreuungsplätzen nicht einmal über andere flexiblere Betreuungszeiten gesprochen wird. Und zum Schluss bin ich natürlich wieder beim Jugendamt welcher Stadt auch immer. Auch Leipzig stellt sich als familien- und kinderfreundliche Stadt dar. Lobt sogar den alljährlichen Familienfreundlichkeitpreis aus. Dennoch schaffen sie es nicht entsprechende Bedingungen gemeinsam mit allen Akteuren zu schaffen. Ich kann nicht mit etwas werben, dass in der Realität nicht existiert. Kunden strafen Unternehmen und ihre Produkte mit dem Nicht-Mehr-Kaufen ab. Und Einwohner?

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