menschenkino

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Archiv für den Monat “Mai, 2011”

Verkehrskonzept in und um Leipzig? Fehlanzeige.

Ausgangssituation
Um vom Süden nach Leipzig zu fahren, gibt es nur drei Möglichkeiten:

  • über die B2
  • über die Koburger Straße, die zur Wolfgang-Heinze und dann am Connewitzer Kreuz zur Karl-Liebknecht-Straße wird
  • über die Bornaische Straße, die dann am Connewitzer Kreuz auf die Karl-Liebknecht-Straße trifft

Und auf zwei von den drei Straßen können wir bald nicht mehr fahren.

Bundesstraße 2
Egal welche nun folgende Beschreibung kommen: Fakt ist – ein Verkehrskonzept hat die Stadt Leipzig im Südraum nicht. Die B2 fängt alles von der A38 und in der Verlängerung von der A72 ab. Sprich den ganzen Verkehr aus dem Süden von Sachsen. Staus haben wir jetzt schon. Es braucht nur ein kleiner Unfall passieren und schon staut es sich bis auf die Autobahnen. Oder, wie vor einer Woche geschehen: Am Montag und Dienstag in der Zeit von 7 bis 9 Uhr wird die Randbegrünung gemacht. Stau? Na klar, warum auch nicht. Aber gut.

Ich fahre nun täglich über die B2 nach Leipzig. Letztes Jahr haben sie die Brücke Höhe Koburger Straße aufwendig saniert. Da sie vergangenes Jahr eine Schallschutzwand nicht bauen konnten, ist dieses Teilstück auf 50 km/h beschränkt. Stockender Verkehr vorprogrammiert. Fahren wir ein Stück weiter, stoßen wir auf die Agrar Brücke. Hier herrscht eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 km/h. Grund: Die Brücke ist baufällig, wird bereits von zusätzlichen Stützen gehalten, muss dringend saniert werden bzw. steht die Frage nach einer Untertunnelung des Agrarparkes im Raum. Schließlich durchfahren wir hier ein Naturschutzgebiet. Voraussichtlich ab 2012 wird hier gebaut. Sie wollen nach Leipzig fahren, dann müssen sie auf die Koburger oder Bornaische Straße ausweichen.

Bornaische Straße
Ja, hier wird ab 2012 gebaut. Die Brücke zwischen Prinz-Eugen- und Liechtensteinstraße, als Überführung der Deutschen Bahn wird saniert. Vollsperrung heißt das „Zauberwort“. Fußgänger und auch die Rettungswagen, gerade vom Elisabeth-Krankenhaus, sollen wohl durchkommen. Aber der gemeine Berufsverkehr. Keine Chance. Umleitung? Na abgesehen von der Zwickauer Straße, natürlich über Goethesteig zur B2. Auf die Frage, dass doch nun zwei Baustellen zeitlich im selben Raum aufeinander fallen, gab es keine Antwort. Vielmehr sprach die zuständige Verkehrsstelle davon, dass für die B2 noch kein Planfeststellungsverfahren läuft. Als ob das beruhigend wäre. Denn ob mit oder ohne Verfahren, wenn die Agrarbrücke nicht mehr befahrbar ist, wird sie gesperrt. Diejenigen, welche von der B2 kommen, können die Bornaische Straße auf jeden Fall streichen.

Koburger Straße
Na wir haben doch noch die Koburger. Die fahren wir bis B2-Auffahrt Connewitz und dann sind wir ja endlich auf der B2. Oder wir fahren gleich weiter und kommen über die Karl-Liebknecht-Straße in die Stadt. Ist doch einfach, oder? Naja, wie sollte es auch anders sein, auch hier ist es zu kurz gedacht: Schließlich fahren fast alle aus dem weiteren Südraum über die Koburger und dann sind ja auch noch die von der Bornaischen Straße, die jetzt B2 fahren müssen. Na dann eben die Karli. Aber auch das wird nun zum Fallstrick.

Karl-Liebknecht-Straße
Da stand doch vergangene Woche in der LVZ, dass dort nun der Ausbau der Straße weiter geht. Heißt: Hier soll die Straßenbahn auch am oberen Ende der Karli, kurz vorm Ring, ein eigenständiges Gleisbett erhalten. Baubeginn: 2012.

2012
Home office wird das Zauberwort. Denn wie sollen wir alle aus dem Südraum auf Arbeit kommen? Mit dem Nahverkehr? Weit gefehlt, erst dieses Jahr mit dem erst kürzlich vollzogenem Fahrplanwechsel wurden etliche Zugverbindungen in den Süden gekappt. Alternative: Fehlanzeige.

Resümee
Können sich denn nicht alle Parteien, ob Bund, Land, Stadt oder Landkreis, Nahverkehr an einen Tisch setzen und mal über die Gesamtproblematik zu sprechen? Ganzheitliche Lösungen aufzeigen. Offensichtlich ist das nicht möglich. Das zeigt die gleiche Problematik, die in Grünau herrscht: Lützener Straße einschließlich LVB-Verkehr bis Herbst 2012 Vollsperrung, S-Bahn-Linie eingestellt, Antonienstraße: die Brücke ist auch noch einmal dran, alle fahren im Nahverkehr LVB über Linie 1 und 2, höhere Taktzahl der Linien: Fehlanzeige. Abstimmung zwischen Einstellung S-Bahnlinie und Vollsperrung Lützener Straße: weit gefehlt. … Das über das vielmals in Stellenbeschreibung geforderte „Über den Tellerrand schauen“, „pragmatisch und teamfähig“ zu sein, wird scheinbar bei diesen Stellen als nicht notwendig angesehen. Mein Budget, Dein Budget – Mein Bereich, Dein Bereich scheint das Einzige zu sein, was zählt. Der Bürger? Der bleibt auf der Strecke (sitzen).

Zu kurz gedacht

Ich frage mich wirklich: Können unsere Stadtväter, gewählten Vertreter im Stadt-/Land- und Bundestag und bestellte Angestellte in Verwaltung nicht ganzheitlich denken?

Feststellung
Wir haben – vollkommen egal in welcher Stadt, in welchem Landkreis – zu wenige Betreuungsplätze für Kinder. Leipzig deckt 65 Prozent ab, Markkleeberg spricht von 58 Prozent. Und der Rest?

Ökonomische Notwendigkeit
Gleichzeitig stellt die Wirtschaft und nebst die entsprechenden Wirtschaftsministerien fest: Frauen sind eine ökonomische Notwendigkeit, besonders vor dem Hintergrund des zunehmenden Fachkräftemangels. Wahnsinn. Ich bin eine Frau, also eine ökonomische Notwendigkeit. Dann bin ich ja eine Variable in der ganzheitlichen Arbeitsfunktion. Eine zusätzliche Variable ist aber auch der Betreuungsplatz des Kindes. Die ist aber, schwarz gesehen, konstant. Denn den gibts nicht.

2013 – die Erlösung
Ja, die Erlösung. Ab 2013 hat jedes einjährige Kind einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Das ist doch toll, würden die einen wohl meinen. Die anderen verstehen jedoch schnell, woher sollen denn die vielen Plätze dann herkommen? Gewiss wird die Nachfrage sich ein wenig minimieren im Vergleich zu heute und z.T. sollen noch Plätze aktiv geschaffen werden, erste Bebauungspläne stehen schon, aber ausreichen werden die dennoch nicht. Da ist es doch super, wenn dann wieder das Bundesminsterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kommt und na klar, eine Frauenquote in den Unternehmen fordert und vielleicht sogar das gesetzlich bestimmen will.

Frauenquote
Der Ansatz, der hier dahinter steht, ist an sich ja nicht schlecht – aber dann doch wieder zu kurz gedacht. Unabhängig davon, dass ich eine gesetzlich vorbestimmte ablehne, frage ich mich doch: und woher kommt der Betreuungsplatz?

Platz da, Arbeiten bis 20 Uhr, was nun?
Und das ist doch dann der Super-Gau. Ich habe einen Platz, muss mein Kind aber spätestens 17 Uhr, wenn ich sogar schon 16 Uhr abholen. Als ökonomische Notwendigkeit kann ich dann doch nicht meinen Beitrag als Vollzeitäquivalent zur Frauenquote meines Arbeitgebers beitragen. Na super. Mein Arbeitgeber bekommt vom Ministerium einen auf den Deckel und die allgemeine Arbeitsgleichung schwindet dahin.

Kinder sind die Zukunft, wir brauchen Kinder.
Und Betreuungsplatz? Gibts nicht. Und das wissen die Städte auch. Aber es fehlt schlichtweg an Geld. Nur sagt das niemand.

Einfach zu kurz gedacht
Frauen sind eine ökonomische Notwendigkeit, sie müssen also arbeiten um den Fachkräftemangel zu nivellieren. Gleichzeitg droht den Unternehmen eine Frauenquote. Und in vielen Familien müssen des Geldes wegen beide Elternteile arbeiten. Und die Kinderbertreuung? Na klar, die Lösung: 2013 der Rechtsanspruch. Aber halt, wo ist das Geld hierfür? Antwort: Die Eltern müssen zusätzlich zahlen. Und wann gehen die arbeiten, spätestens 16 Uhr müssen sie ihr Kind abholen. Aber bei welcher Branche geht das, in der heutigen Dienstleistungs- bzw. Wissensgesellschaft von heute? Lösungen sind vorhanden, wenn man mal ganzheitlich über die Dinge spricht.

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