menschenkino

Von Menschen und Erlebnissen, von Gedanken und Gefühlen. Authentisch, ganzheitlich, alltäglich. Pures Leben erwächst als Kino im Kopf.

Archiv für das Schlagwort “Protest”

Sachsen verweigert der gewählten HTWK-Rektorin Prof. Renate Liekfeldt die Ernennung.

Protest gegen Antidiskriminierung: Studenten der HTWK Leipzig (FH) besetzen Rektorat

Protest gegen Antidiskriminierung: Studenten der HTWK Leipzig (FH) besetzen Rektorat

Erster Eindruck: Wahnsinn! Was soll das?

Hintergrund
Vor wenigen Wochen wurde Prof. Renate Lieckfeldt zur neuen Rektorin der HTWK Leipzig (FH) gewählt. Zum 1. Mai sollte Sie Ihre Amt aufnehmen. Hierfür wird man i.d.R. vom Freistaat verbeamtet und zwar auf Lebenszeit. Dies verweigert Wissenschaftsministerin Sabine Schorlemmer mit der Begründung, dass das Wiedererkrankungsrisiko von Renate Lieckfeldt nach überstandenem Krebsleiden zu hoch sei. Zuvor hieß es sogar, sie dürfe das Amt gar nicht antreten, nicht mal im normalen Angstelltenverhältnis. Letzteres würde derzeit vielleicht wieder in Aussicht stehen. Für nächste Woche ist ein Treffen zwischen Renate Lieckfeldt und Sabine Schorlemmer geplant.

Entrüstung
Diese Situation brüskiert mich nicht nur, weil ich selbst Absolvent der HTWK Leipzig (FH) bin, sondern es ist die Tat als solches. Es ist Diskriminierung. Genau, Renate Liekfeldt wird in ihrer Person diskriminiert, für minder bewertet. Nicht nur, dass man ihr den Grund persönlich sagt, nein ihre Krankheit wird auch noch in aller Welt herausgeschrien. Zudem bin ich entsetzt darüber, dass ein Mensch heute noch aufgrund seiner Individualität abgelehnt wird.

Grund der Ablehnung
… ist das Wiedererkrankungsrisiko von Renate Lieckfeldt nach überstandenem Krebsleiden. Nach deutschem Arbeitsrechts darf kein Arbeitgeber den Arbeitnehmer fragen, ob er schwanger ist, welche Religion er angehört oder Vorerkrankunge hat oder Allergien. Letzteres darf er, sofern es etwas auf Arbeit gibt, dass den Arbeitnehmer wirklich gesundheitlich gefährden würde. Zum Beispiel eine Allergie gegen eine Substanz, die bei der Herstellung von Zigaretten verwendet wird. Dort dürfte ein Arbeitnehmer nicht arbeiten.
Bei Renate Liekfeldt reden wir aber nicht von einer Allergie. Nein, sie wird noch afür abgestraft erfolgreich, mit hartem und schmerzhaften Kampf den Krebs besiegt zu haben. Es scheint tatsächlich dem Beamtentum zu entsprechen, dass in diesem Fall eine Verbeamtung ausgeschlossen ist. Aber nur weil es dort drin steht, soll dies den heutigen Standards entsprechen? Hier sticht das Beamtentum das deutsche Arbeitsrecht aus! Wie geht das?

Krebs und Arbeiten
Ich habe selbst im engeren Kreis Personen, die an Krebs erkrankt sind und, teu, teu, teu, diesen erfolgreich bekämpft haben. Sie gehen lebenslustig durch die Welt und auch wieder ihrer Abreit nach. Warum wird das Renate Lieckfeldt nicht zugesprochen? Ein Mensch, der diese Erkrankung erfahren hat, würde sich nie auf ein Amt bewerben, bei dem er bereits jetzt weiß: „Das schaffe ich nicht“. Zudem, was machen wir, wenn die amtierende Rektorin auch nach Motorradfahrerin ist? Laut Unfallstatistik ist sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Würde ihr das verboten werden? Oder würde sie dann auch nicht verbeamtet werden?

Unterstützung
Die Aktion der Studenten der HTWK fand ich toll: Von gestern bis heute morgen besetzten sie das Rektorat, spielten laut Musik, banden Werbebanner an den Geutebrück (Foto oben). „Wenn keiner das Rektorat besetzt, tun wir es“. Auf diese Weise protestierten Sie gegen die Antidiskriminierung ihrer eigentlich zukünftigen Rektorin. Genauso wie den Studenten geht es auch mir, in erster Linie, hier nicht um Renate Lieckfeld als Person, sondern um die intransparente Benachteiligung einer Rektorin, die demokratisch in einem Verfahren gewählt worden ist. Ich schließe mich dem offenem Brief von Pfarrer Christian Wolff von der Thomaskirche Leipzig an Sabine Schorlemmer an. Unter anderem heißt es hier: „Ist Ihnen, sehr geehrte Frau Ministerin, bewusst, welche verheerende Botschaft von der jetzigen Entscheidungslage an erkrankte berufstätige Menschen ausgeht.“ Nein, ich glaube nicht.

Beitragsnavigation